Pellworm, im August 2025. „Energiewende selber machen!“ Unter diesem Leitmotiv steht die diesjährige Jubiläumsveranstaltung des Pellwormer Vereins Watt & Mehr, der sich seit vielen Jahren auf der Nordseeinsel für die Themen Erneuerbare Energien, Klimaschutz und Nachhaltigkeit engagiert. Zwar lässt sich mit Kleinwindanlagen sicherlich nicht die (Klima)Welt retten, doch lassen sich damit die Stromkosten für beispielsweise Wärmepumpen minimieren. Und durch das bi-direktionale Laden (in zwei Richtungen) kann der Strom aus der Photovoltaikanlage auf dem Dach in die Batterie des eigenen E-Autos eingespeist werden, um entweder damit zu fahren oder zu speichern, um ihn später - je nach Bedarf - für Anwendungen im Haus zu nutzen oder ins öffentliche Net einzuspeisen. Vorausgesetzt allerdings: Ade Netzentgelte! „Wir ermöglichen damit, dass E-Autos aktiv zur Netzstabilität beitragen – und machen das Stromsystem fit für die Energiewende“, unterstreicht Theresa Roling von der Firma The Mobility House aus München. Sie wird am 28. August auf Pellworm zu diesem hochaktuellen Thema referieren. Interessierte können anhand von zwei E-Autos der Marke Renault, bereitgestellt vom Autohaus Niebüll, das Laden testen.
Wie schon erwähnt muss es nicht immer eine Solaranlage sein, auch eine Kleinwindanlage kann eine geeignete grüne Stromquelle für bidirektionales Laden sein: Gerade an windgünstigen Standorten ist Kleinwind eine interessante Option für die eigene Energiewende. „Small is beautiful“ – zumal es das Landschaftsbild kaum beeinträchtigt. Nicht ohne Grund gibt es schon fünf Kleinwindanlagen à 6 Kilowatt Leistung sowie vier Anlagen à 30 kW hinter den Deichen von Pellworm. So kommen drei bekannte Hersteller von Kleinwindanlagen gerne nach Pellworm, um ihre Modelle während der Pellwormer Energiewoche vorzustellen; während Joachim Sroka, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes Kleinwindanlagen (BVKW), und Peter Petersen über die aktuellen baurechtlichen und planerischen Vorgaben unterrichten, gewährt Andreas Kobauer, Betreiber einer Pellwormer Kleinwindanlage, wertvolle Einblicke in die Praxis.
Abgerundet wird die diesjährige Klimawoche mit einer Radtour zu den „Energiehotspots“ der Insel und einem Besuch der Biogasanlage, die zurzeit vor großen Herausforderungen steht. Noch ist deren Weiterbetrieb nach Ende der EEG-Laufzeit nicht in Sicht, was die grüne Wärmeversorgung der kommunalen Liegenschaften - wie dem Schwimmbad - ernsthaft in Frage stellt. Die Geschäftsführer Nils Frener und Thore Petersen schildern offenherzig die schwierige Situation, vor dem Betreiber und Kommune derzeit stehen.
Insofern verkörpert Pellworm spiegelbildlich all die Probleme, die es auf dem Weg zur Klimaneutralität auch andernorts noch zu bewältigen gilt. Denn besonders die Sektoren Wärme und Mobilität offenbaren noch große Nachholbedarfe. Dabei sind viele der aktuellen Defizite, ob nun auf der Seite der Energie oder des Klimas, schon seit Langem bekannt. So referierte Prof. Dr. Wehrspohn schon 2016, auf der ersten Pellwormer Energiewoche, über grünen Wasserstoff für Mobilität, Chemie und Wärme – ein grünes Gas, das bis heute immer noch an allen Ecken fehlt. Zudem: „Wir verbrennen die Zukunft unserer Kinder“ titelte kein Geringerer als Prof. Dr. Dr. Hans Joachim Schellnhuber seinen Vortrag, den er im Jahr 2019 auf Pellworm hielt und in dem er die systemischen Versäumnisse in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart, kritisierte.
Umso wichtiger ist die Botschaft der zehnten Pellwormer Energiewoche: Auch wenn das Große und Ganze voller Widersprüchlichkeiten steckt, es lässt sich dennoch etwas bewegen: Im Kleinen, vor Ort. Und vielleicht geben diese Beispiele auch der kommunalen Wärmeversorgung auf Pellworm wieder neue Impulse!
Zehn Jahre Energie- und Klimaschutzwoche Pellworm, 25.8.-29.8.2025. Programm unter www.wattundmehr.de